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San Sebastian (Donostia) – Das Mekka für Foodies, Gourmets und Leute mit Geschmack

San Sebastian

Es ist April 2021 und die Corona Pandemie lässt mich seit 6 Monaten meinen geliebten Beruf nicht ausüben. Wir hangeln uns von Lockdown light zu Lockdown hard. Urlaub und Reisen waren bei mir in den letzten zwei Jahren nicht möglich. Da erinnert man sich doch gerne an seine schönsten Urlaube zurück. Jeder der mich kennt weiß, dass meine Urlaube immer gutes Essen & Trinken beinhalten.

2016 war unser erster Kurztrip nach San Sebastian und 2018 endete der dritte Trip mit einem Heiratsantrag an meine Frau Sandra.

Wie ihr merkt verbindet uns einiges mit der Stadt ganz im Norden Spaniens.

San Sebastian liegt an der Küste der Biskaya ca. 20km von der französischen Grenze entfernt. Entweder man fliegt direkt dort hin, oder zunächst nach Biarritz in Frankreich. Dort kann man ein Shuttle nehmen, das einen am berühmten Kursaal aussteigen lässt.

Das Schöne an San Sebastian ist seine Lage direkt am Atlantik, eingebettet in Berge. Die Stadt selbst teilt ein Fluss.

San Sebastian ist durch die Lage am Atlantik ein Hotspot nicht nur für Gourmets sondern auch für Surfer. Alle zusammen lassen Abends die Stadt zu einer großen Party erwachen. Die wunderschöne Strandpromenade wurde 2016 neu gestaltet als San Sebastian Weltkulturhauptstadt war. Jeder der in die Stadt kommt spürt diesen Vibe. Ich kann mich an wenige Städte erinnern, die mir sofort ein Gefühl des „Ankommens“ gegeben haben. Wahrscheinlich merkte die Stadt, das jemand zu Besuch kommt, der genau diesen Way of Life liebt und lebt. Ich kann es nicht wirklich in Worte fassen aber die Stadt und ich sind uns sehr nahe. Bei allen blöden Ideen, die nach dem Genuss von 2-3 Flaschen Wein so kommen, in San Sebastian meinen Lebensabend mit meiner Frau zu genießen, das wäre ein Traum.

Was verbinde ich mit San Sebastian?

Klar, die ersten Gedanken sind Baskenland, Eta, Terror usw. Dieses Kapitel ist zum Glück beendet und die Stadt und die Gegend besinnen sich wieder auf alte kulinarische Stärken, die sie groß gemacht haben. Man beachte aber immer noch: der Baske ist Baske und kein Spanier, soviel zum Thema. Stolz sind Sie alle und auf viele Dinge können Sie es auch sein. Nicht umsonst heißt es ja „die stolzen Basken“.

So, genug mit der Vergangenheit – ab ins hier und jetzt.

Keine Stadt und kein Dorf in Europa bringt kulinarisch so viel PS auf die Straße, wie San Sebastian

San Sebastian ist bekannt für seine Pintxos Bars in der Altstadt.

Keine Stadt der Welt hat mehr Kochclubs bzw. Männerclubs als San Sebastian. Hier wird der Kultur und der Tradition die Treue gehalten. Einzelne Kochclubs sind für Touristen zugänglich. Man sollte auf jeden Fall einen Abend in einem Kochclub verbringen, um zu verstehen, warum alles dort so ist wie es ist. Keine Angst an diesen Tagen sind auch Frauen erwünscht. Die letzte Männerdomäne in Europa.

San Sebastian hat die höchste Sternedichte in ganz Europa

Legendäre Köche wie Arzak oder Berasategui lassen die Michelin Sterne hoch über der Biskayas erstrahlen. Diese Köche bewegten zusammen mit Feran Adria die spanische Küche. In den 90er und bis Ende der 2000er war diese Vorbild für fast alle großen Köche der Welt. Jeder wollte in Spanien arbeiten, um in die Geheimnisse der Avantgarde Küche eingeweiht zu werden.

San Sebastian ist aber mehr als nur Sterne Küche.

Mich fasziniert die schöne Altstadt mit ihren gefühlt 500 Pintxo Bars und den engen Gassen die nach ein paar Gläsern Cidre immer komplizierter werden. Ich muss sagen, dass ich mich selbst nach 3 Besuchen immer noch abends verlaufe, shame on me.

Ich würde euch gerne mitnehmen meine 5 Pintxos Bars und eine Txuletaria näher kennen zu lernen.

Phil ´s Top 5 Pintxo Bars und Restaurants in San Sebastian

Pintxos Definition:

„Bei Pintxos handelt es sich um Fingerfood, welches in Bars und Gasthäusern überall im Baskenland serviert wird. Sie sind ein wesentlicher Teil der baskischen Tradition und formen das Rückgrat der einheimischen Esskultur. Obwohl sie den Tapas sehr ähneln sind Pintxos im Allgemeinen kleiner, werden auf einem kleinen Stück Brot serviert und sind in der Mitte von einem Zahnstocher durchspießt. Der Name Pintxo hat seinen Ursprung im spanischen Verb “pinchar”, was so viel bedeutet wie “etwas stechen oder spießen” – also genau das, was der Zahnstocher tut.

WICHTIG!

Was ich noch für meine deutschen Freunde zu den Pintxos Bars sagen muss: man isst zu 90% im Stehen oder auf einem Hocker auf der Straße oder in der Bar. Die Pintxos stehen auf der Theke und die warmen Gerichte werden in der Küche zubereitet. Man isst alles zusammen, bestellt zusammen und zahlt zusammen. Rechnungen teilen usw. gibt es nicht. Es ist eng, die Leute stehen kreuz und quer. Klar kann man sich in Restaurants setzen aber das Ziel des Abends ist es, so viele unterschiedliche Bars zu besuchen wie möglich. Wer lieber im Sitzen am Tisch isst, dem empfehle ich ein Restaurant aufzusuchen. Diese sind auch fast alle sehr zu empfehlen.

Man braucht 2 Tage sprich Lunch und Dinner, um alles wichtige gegessen zu haben.

Es macht so Bock und das Essen ist so lecker. Probiert es aus. Noch etwas: desto mehr Papierservietten auf dem Boden an der Bar liegen, desto besser ist der Laden. Also nach dem Essen, wenn es geschmeckt hat, die Papierserviette auf den Boden fallen lassen, damit die nächsten sehen, dass die Bar zu empfehlen ist.

Und noch eine Bemerkung: sollten sie in Deutschland beim Gesundheitsamt arbeiten, lassen sie die Reise. Sie werden es nicht glauben, wie die Bars aufgebaut sind. Ja die Pintxos stehen auf der Theke ohne Abdeckung. Aber sie werden es nicht für möglich halten, es ist noch nie etwas passiert, da sie alle 2 Stunden neu gemacht werden. So jetzt kann es weiter gehen.

A Fuego Negro

Es gibt 2 Typen von Pintxo Bars, die klassischen und die postmodernen. Wir starten jeden Tag im A Fuego Negro mit einem gezapften Wermut auf Eis und einem Spieß mit Sardelle, Peperoni und Olive. Das ist Kult und regt den Appetit an, den man mitbringen sollte. Ein cooler , hipper Laden. Modern urban gehalten, laute Musik schräge Bedienungen und sehr geile Pintxos. Wir enden auch meistens zum Dessert wieder hier, einfach weil dieses hier extrem filigran und köstlich zubereitet wird.Der Geschmack ist der Hammer und die Kompositionen erinnern leicht an die Avantgarde Küche der 2000er. Aber alles easy zum Essen. Im hinteren Bereich gibt es auch Stühle und Tische und ein Menü am Abend.

Borda Beri

Das Borda Beri liegt mitten in der Altstadt. Es gibt einen Tresen und fast nur warme, geschmorte Pintxos. Die Spezialitäten sind geschmorte Nase, Ohren und Kinn. Außerdem ist das Risotto nicht von schlechten Eltern. Eine der ältesten Pintxo Bars in San Sebastian. Ich habe den Laden noch nie leer erlebt. Die Servietten türmen sich auf dem Boden. Auf jeden Fall einen Cider zum Essen probieren. Der Cider wird aus 2 Metern Höhe eingeschenkt, was cool aussieht. Nachmachen ich kann das nicht. . Vielleicht braucht man 2-3 Gläser bis es funktioniert.

Ganbara

Ich habe alle Bücher vom leider zu früh verstorbenen Koch Anthony Bourdaine gelesen.Er empfiehlt in San Sebastian das Ganbara. Wir waren zur Gastronomie Messe in San Sebastian. Nach dem Borda Beri sind wir direkt ins Ganbara gegangen und meine Frau als riesen Bourdaine Fan konnte ihren Augen nicht trauen wer vor ihr an der Theke steht. Mr. Bourdaine, kurz angesprochen, ihm gedankt für den Tipp und ein Bild für die Ewigkeit. Zufälle gibt es im Leben. Darauf erstmal ein Glas Pintia Rotwein von Vega Sicila und 2-3 kalte Pintxos. Hier könnt ihr alles probieren, was auf der Theke steht. Wer Seeigel und solche Spielereien mag, feel free. Ein Klassiker der auf jeder Liste stehen sollte.

Zeruko

Molekular- Avantgarde Pintxos. Stylischer und kleiner Laden mit Tischen zum Sitzen. Du bestellst deine Pintxos an der Theke und sie werden dir gebracht. Das Coole an dem Konzept: du grillst oder räucherst zum Teil dein Essen am Tisch selbst. Wir bestellen immer Kalamar und rösten ihn am Tisch auf einem kleinen Tischgrill. Fancy Laden, coole Leute, geile Drinks und super Pintxos 2.0.

La Vina

Falls ihr schon einmal von San Sebastian Cheesecake oder Basque Burnt Cheesecake gehört habt: der wurde in diesem Laden erfunden. Es gibt nur Cheesecake, aber den besten des Landes. Es riecht wahnsinnig gut, wenn man den Laden betritt. Alles dreht sich um den Cheesecake. Wenn man einen davon komplett vertilgt bekommt man das Rezept mitgeteilt, munkelt man. Aber – no way – das schafft kein Mensch. Es sind immer 20 bis 30 Bleche voll Cheesecake fertig zum Verspeisen. Der perfekte Laden für einen Cheesecake am Nachmittag und einen Cortado. Was will man mehr?

Fazit: Ich könnte euch noch 20 weitere Pintxo Bars nennen, die auch alle super sind, aber diese 5 sollte man besucht haben. Wenn ihr jetzt sagt ihr möchtet gerne nach San Sebastian, schreibt mir und ich stelle euch ein Bar Hopping zusammen. Ich hoffe ihr habt jetzt genauso Lust wie ich.

Best Steak(Txuleton) in Town

La Txuletoneria del Iraeta. Hier gibt es das „beste“ Txuleton von der alten Kuh in San Sebastian. Eine Bar, die man im Vorbeilaufen als Kaffeebar wahrnehmen würde, aber nicht als Beef Himmel.

Klar, Steaks gibt es viele gute in San Sebastian aber dieses ist hervorragend. Du sitzt auf Plastikstühlen der Wirt kommt mit einem Tablett voll Steaks, du wählst dein Stück und ab damit auf den Holzkohle Grill. Ich habe in San Sebastian kein Steak gegessen, das nicht auf Holzkohle gegrillt wurde. Vorweg bestellen wir gerne ein paar gegrillte Kalamaretti und Aioli. Dazu ein kühler Rioja oder Ribera und der Abend kann beginnen. Fleisch, Service und Ambiente passen zusammen. Es ist immer schön in einem Laden zu sein, in dem viele Einheimische speisen. Hier wird nur Baskisch gesprochen. Aber mit Händen und Füßen macht es doch auch Spaß zu bestellen. Apropos Stolz: bitte niemals ein Steak well done bestellen, das ist ein Affront gegen den Koch. Er kommt aus der Küche und erklärt dir auf Baskisch/Spanisch/Englisch das er das nicht macht. Wie gesagt, sie lieben was Sie tun.

Restaurant Rekondo(Größte Weinkarte der Welt)

Das Restaurant liegt auf den Hügeln über San Sebastian. Der Blick von der Terrasse ist überwältigend. Warum ich dort war und hier darüber schreibe, könnt ihr anhand der Überschrift erahnen. Hier gibt es die größte Weinkarte der Welt – ein Buch so dick wie die Bibel. Alle großen Weine Spaniens mit einer Jahrgangstiefe die seines gleichen sucht finden sich hier. Vina Tondonia bis in die 1920er und Vega Sicilia bis in die 1930er Jahre beispielsweise. Alles, was das Herz eines Weinliebhabers höher schlagen lässt. Es macht Sinn sich die Karte vor dem Urlaub anzuschauen, weil es unmöglich ist sie im Restaurant komplett zu lesen. Das Essen ist klassisch: gute Produkte, viel Wild und natürlich Fisch. Esst von der Tageskarte und alles ist gut,.

Bemerkung am Rande: ihr werdet nie den Wein eures Lebens trinken. Das gibt es nicht. Allein beim Durchprobieren der Karte würdet ihr mehrere davon finden. Sprich: den einen gibt es nicht. . Wenn ihr Glück habt, ist die Winzer- und Weinprominenz der Welt wieder mal zu Gast und versucht den Keller leer zu trinken. Die Preise sind fair aber keine Schnäppchen. Trinkt alte Rioja weiß oder rot. Für Vega Liebhaber ist dieser Laden der siebte Himmel.

Wine spectator

Many people consider this important North American magazine to be one of the most important and influential ones in its sector. On its thirtieth anniversary, the Rekondo wine cellar was announced as one of the best restaurant wine cellars in the world.“

Das ist San Sebastina für mich. Eine kulinarische Oase und eine der schönsten Städte Europas. Nicht auf dem Schirm des Massentourismus versprüht die Stadt in allen Gassen und Straßen das Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben ist. Wir leben in einer Zeit, in der immer höher, schneller und weiter an der Tagesordung steht. San Sebastian und seine Wirte und Köche bewahren die Tradition gegen jegliche Einflüsse und Trends der Gastronomiewelt. Das macht es für mich in dieser Zeit so einzigartig.

Stolz, gastronomische Ehre und trotzdem brutale Innovation – San Sebastian ist das, was die Amerikaner als das „good old Europe“ bezeichnen würden. Mein Museum einer Tradition, die ich so in Europa kein zweites Mal gefunden habe. Ich hoffe in 2022 wieder einen Trip nach San Sebastian machen zu können und die Stadt und die Gastronomie so vorzufinden, wie ich Sie 2018 verlassen habe. San Sebastian: I Love you.


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